25. Januar 2022
Allgemein Gewagtes

Die Stimmung

Das rheingold institut hat im Oktober 2021 eine Psychologische Grundlagenstudie zum Stimmungs- und Zukunftsbild in Deutschland erstellt. Die Tiefeninterviews zielten auf den Einzelnen und auf die Gesellschaft ab. Die Situation und Rolle von Unternehmen stand dabei nicht im Fokus. Da stellt sich die spannende Frage, wie werden denn die Unternehmen zukünftig wahrgenommen? Als „sozialer Schutzraum“ oder eher als „Bedrohung“?

Es gab eine deutliche Tendenz zum Rückzug in das eigene Schneckenhaus. Ein größerer Kontaktradius war zumindest live auch nicht mehr möglich. Damit ging es den meisten von uns ganz gut, mal abgesehen von den Alleinlebenden, die die Einsamkeit hart getroffen hat. Es gibt einen selbstgewählten engen Kreis der Familie, Freunde, Gleichgesinnten, in dem man sich auf eine positive Art nähergekommen ist. Man ist enger zusammengerückt.

Zudem hat es unser Gefühl der Selbstwirksamkeit gestärkt: Haare selber schneiden, sieht gar nicht so schlecht aus, im Garten Gemüse anbauen, hat doch was, Dinge selber reparieren und es funktioniert.

All das bietet Sicherheit, fördert das Harmoniegefühl, das Bedürfnis endlich mal Ruhe zu haben. Unerwähnt bleiben bei der Studie diejenigen, die den Laden total überlastet am Laufen halten mussten und müssen und die, die finanziell akut bedroht sind. Das Studienergebnis: Ein latenter Optimismus im Kleinen. Dem gegenüber steht ein Schwarz-Sehen beim Blick auf die Gesellschaft: Politik, Regierung, Klimakatastrophe, Weltlage, Enttäuschung, Wut, Frust, Angst.

Wenn wir als Privatpersonen diese zwei Pole zwei Jahre intensiv erlebt haben, auf welcher Seite reiht denn jeder seinen Arbeitgeber zukünftig ein? Erleben wir das Unternehmen als Optimismus versprühend? Als verschworene Gemeinschaft, nach dem Motto „jetzt erst recht“? Oder als Ort der Distanz des Vermeidens? Mit wieviel Home-Office-Anteil, mit wieviel persönlichen Begegnungen? Und wo diese stattfinden, bleiben sie dennoch distanziert? Was aus den letzten zwei Jahren Erfahrung wollen wir beibehalten? Die Möglichkeit auch mal von zuhause aus arbeiten zu können, das Privileg, nicht im Stau stehen zu müssen, Ruhe zu haben, wenn die Aufgabe es erfordert?

Das ist keine Herausforderung, über die sich die Chefs allein Gedanken machen sollten, um es dann den Mitarbeitern lediglich mitzuteilen. So ging Führung früher mal. Und wer meint, die Mitarbeiter sollten das doch selber entscheiden, der führt nicht. Es braucht jetzt klare Richtungen, Leitplanken der Führung, um dann mit allen in den Austausch zu gehen, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln und Entscheidungen im Team zu treffen.