Bücher, die einem zufällig in die Hände fallen, sind häufig Treffer, passen zur aktuellen Situation. Und nicht selten spiegeln sie mir die anstehende persönliche Herausforderung. Joachim Gauck hat mich bei Maischberger beeindruckt. Also habe ich mir sein Buch „Toleranz“ gekauft.
„Für eine kämpferische Toleranz“
„Menschen, die Toleranz im Umgang mit anderen Menschen und Haltungen einüben, können ihre konstruktiven Potenziale aktivieren, sich ihren spontanen aggressiven Impulsen widersetzen, können sich beherrschen lernen. Aus Selbstüberwindung geht ein gestärktes Ich hervor, ein größeres Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein – und damit eine größere Fähigkeit zur Toleranz. Wer Toleranz entwickelt demonstriert Entscheidungsfreiheit. Er muss in schwer zumutbaren Situationen nicht unbedingt fliehen oder in eine aggressive Abwehr gehen, er ist nicht dazu verurteilt, jeden, der nicht seine Meinung teilt und nicht auf seiner Seite steht, als Feind zu betrachten. Er kann das „Andere“ aushalten und mit ihm umgehen lernen. …
Toleranz ist zwar weder selbstverständlich noch einfach, sie bleibt eine Anstrengung und so manches Mal eine Zumutung.“ (Joachim Gauck)
In den letzten zwei Jahren wurde uns allen viel zu zugemutet, vielleicht sogar zu viel. Ich weiß, worüber ich schreibe.
„Gerade in Zeiten des Umbruchs wächst aufgrund der Verunsicherung von Menschen die Bandbreite der Meinungen und auch die Polarisierungen von Meinungen. Toleranz hilft vor allzu schnellen Lagerbildungen, bei denen sich Gruppen voneinander abkapseln oder nur noch in Frontstellung zueinander gehen.“ (Joachim Gauck)
Und dann folgt eine wichtige Aussage: Zu einem überzeugtem „Ja zur Toleranz“ gehört auch ein entschlossenes „Ja zur Intoleranz“ – für mich bei jeglicher Form von menschenverachtendem Verhalten und der Gefährdung anderer.
Ich wünsche mir, dass wir eines in 2022 auch in Unternehmen hinbekommen: Keine Spaltung, wo sie nicht sein muss und wo sie schwer bis unmöglich wieder zu kitten ist. Und eine ganz klare Kante da, wo sie notwendig ist.
Unternehmen sind besondere Orte intensiver, vertrauensvoller Gemeinschaft. Erfolg geht gar nicht anders! So sehe ich das.
Von Herzen eine frohe Weihnacht und einen guten Rutsch
Jutta Häuser