Einen Mitarbeiter, der so gar nicht „in die Puschen“ kommt, in der Probezeit zu entlassen, ist unangenehm. Solch ein Gespräch in den nächsten Tagen führen zu müssen, es konkret zu begründen, fällt vielen Führungskräften sehr schwer. Deshalb findet es meistens gar nicht statt, der Mitarbeiter gleitet sachte in die Festanstellung.
Und dann wird es schwierig mit der Kündigung – und auch mit dem Mitarbeiter. „Eigentlich hätten wir es von Anfang an wissen müssen!“ – „Ja, war nicht zu übersehen!“
Wie häufig sind wir bei unseren Entscheidungen nur auf die Gegenwart fixiert? Wo wir eigentlich vorausschauend denken müssten? So sind wir Menschen aber leider nicht gestrickt. „Jetzt ist es unangenehm für mich, also weg damit.“
Erweitern wir mal die Perspektive, sehen wir uns die Folgen der Entscheidung in unmittelbarer Gegenwart, in näherer und in ferner Zukunft an.
Ein Beispiel aus der Praxis: Eigentlich wollte der Topmanager das lange Wochenende mit den Kindern in Disneyland verbringen. Leider kommt eine wichtige vorgezogene Verhandlung dazwischen, die noch vorbereitet werden muss. Also fallen die Kinder wieder mal hinten runter, weil der berufliche Erfolg so wichtig, letztendlich so ein tolles Gefühl ist. Die Kinder erinnern sich möglicherweise an diese Absage fürs Disneyland ein Leben lang, weil es ihnen diesmal wirklich sehr wichtig war.
Hilfestellung gibt die Wirtschaftsjournalistin Suzy Welch, die für jegliche Art von Entscheidungen eine einfache Methode entwickelt hat. „10-10-10“. Und so geht´s:
Bei einer anstehenden Entscheidung stellt man sich folgende drei Fragen: Welche Folgen hat meine Entscheidung …
- … in zehn Minuten/zehn Tagen?
- … in zehn Monaten?
- … in zehn Jahren?
Ob man im ersten Schritt auf 10 Minuten oder 10 Tage blickt, hängt von der Situation ab.
Die Methode hilft auch bei Konflikten. Wer in einem Streit sich persönlich verletzt fühlt, würde gerne sofort zurückschlagen. STOPP: „Ist mein Ärger nicht in 10 Tagen verraucht? In 10 Monaten spielt es möglicherweise überhaupt keine Rolle mehr? Und in 10 Jahren erinnere ich mich gar nicht mehr daran?“
Und die Top-Führungskraft könnte auch so regieren: „Chef, sorry, das muss diesmal jemand anderes übernehmen, ich habe es meinen Kindern versprochen!“ Der Chef könnte nach der Absage seines exzellenten Verhandlers richtig sauer sein, wahrscheinlich auch noch in 10 Tagen. In 10 Monaten ist der Ärger verflogen. Und in 10 Jahren: „Welche Verhandlung?“
10-10-10 könnte zur Lebenseinstellung werden.