20. Oktober 2019
Allgemein Gelebtes

300.000 € gespart – mal eben

Diese reale Geschichte schildert Klaus Henning in seinem Buch „Die Kunst der kleinen Lösung“. Ein allseits bekanntes Problem: In den meisten Krankenhäusern ist das Essen bereits kalt, wenn es beim Patienten ankommt. So auch in dem von ihm beschriebenen Universitätsklinikum. 400 von 600 Essen kalt. Die Essenswagen standen irgendwo herum, häufig länger als eine Stunde. Eine Befragung ergab: Viele Schuldige – jeweils immer die anderen.

Also sollte für 300.000 € eine Essens-Logistik-Software her.

Um herauszufinden, woran es denn nun wirklich lag, kam ein junger Kollege aus dem Beraterteam auf folgende Idee: Wir kleben einfach einen Zettel an die Essenscontainer, schreiben drauf, wann sie die Küche verlassen haben. Aus der Küche 11.05 Uhr. Das Essen ist 45 Minuten warm. Eigentlich sollte das nur Ursachenforschung sein. Wo stockt es, wie lange und warum? Dann passierte zur Überraschung aller, auch der Berater, folgendes: Das Problem war gelöst.

Das Essen kam pünktlich beim Patienten an. Ein Chefarzt verlegte seine Visite, weil das Essen sonst kalt gewesen wäre. Reinigungskräfte schoben den Wagen vom Aufzug ins Patientenzimmer. Patienten selber organisierten „Wachen“, wann das Essen kam, um es entgegenzunehmen. Für all das reichte ein Zettel mit zwei Informationen an jedem Wagen. Die aufwendige Technik 300.000 € hätte das Problem nicht gelöst. Es war der Mensch.

Seit dieser Geschichte stelle ich häufiger die Frage: „Geht es auch einfacher?“ Und nicht selten meldet sich ein Mitarbeiter und sagt: „Ja, geht es!“ Manchmal muss man länger darüber nachdenken, kreativ sein und einfach mal ausprobieren. Und einige Unternehmen hängen sich die Frage inzwischen groß in den Besprechungsraum.