05. Mai 2020
Allgemein Gelesenes

Aufs Menschenbild kommt es an

Unser persönliches Menschenbild wird mit darüber entscheiden, ob wir diese Krise gut bewältigen, das Beste aus ihr machen. Wenn wir daran glauben, dass unsere Mitarbeiter fähig, motiviert und kreativ sind, dann werden wir uns ihnen gegenüber entsprechend verhalten. Und genau das in ihnen hervorrufen.

Wenn wir sie allerdings mehrheitlich für unfähig, faul und rücksichtslos halten, dann werden wir sie auch mit dem Fokus beobachten. Auch das werden wir dann bei ihnen wahrnehmen und in ihnen wecken.

Lässt unsere historische Geschichte es überhaupt zu, an das grundsätzlich Gute im Menschen zu glauben? Haben Verbrechen, Kriege, Studien, die durchgeführt wurden und um die Welt gingen, nicht bewiesen, dass das Böse in jedem von uns schlummert und nur wachgerufen werden muss? Darum geht es in Rutger Bregmans Buch „Im Grunde gut“: Neigen die Menschen zum Guten oder zum Bösen? Das Fazit: „Das Böse ist stärker, aber das Gute kommt häufiger vor.“ Mich haben seine Gedanken und Fragestellungen beeindruckt, die zu dieser außergewöhnlichen Suche nach Hintergründen geführt haben. Ich war an vielen Stellen überrascht, was er durch seine fundierte Recherche herausgefunden hat.

Normale Studenten, die aus eigenem Antrieb in der Rolle eines Gefängniswärters  innerhalb von wenigen Tagen zu Sadisten wurden, ging als Stanford-Prison-Experiment und als Beweis für das grundsätzlich Böse um die Welt. Nur wurden die Wärter nicht aus sich heraus gegenüber ihren Kommilitonen in der Gefangenenrolle demütigend und brutal. Sie erhielten vorher von den Wissenschaftlern detaillierte Anweisungen so zu agieren.

Bregman deckt in seinem Buch viele weitere Irrtümer auf. Mein Menschenbild, dass der Mensch grundsätzlich gut ist, das auf persönlichen Erfahrungen fußt, hat das Buch nochmals untermauert.

Mit der eigenen Haltung zu Mitarbeitern und Kollegen, basierend auf solch einem Menschenbild, entscheidet sich gerade in Zeiten wie dieser der zukünftige unternehmerische Erfolg.