Sie geben einem Mitarbeiter eine Aufgabe und er reagiert so: „Ich weiß nicht, ob ich das kann!“ Sie wissen, dass er das schafft und Sie hören diesen Satz nun zum wiederholten Mal. Nur diesmal kontern Sie:
„Ja, das stimmt, das können Sie nicht übernehmen! Das schaffen Sie nicht. Das ist nichts für Sie, definitiv eine Nummer zu groß. Da müssen wir etwas viel Einfacheres für Sie finden. Ich gebe es besser unserem neuen Azubi. Der macht das mit links.“
Sie übertreiben so lange, bis der Mitarbeiter widerspricht oder zumindest einlenkt: „Na, ich glaube das könnte ich doch schaffen. Ich könnte es zumindest mal versuchen.“ Wenn für Sie noch nicht genug Energie dahinter steckt, legen Sie nach: „Ehrlich, in ihrem Alter? Ich habe da doch jetzt so meine Zweifel! Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass das Gehirn mancher Menschen im Alter extrem abbaut?“
Was passiert normalerweise? Meist reden wir jemandem gut zu oder auf ihn ein, sein problematisches Verhalten zu ändern. Vielleicht ist es dem Mitarbeiter aber selbst gar nicht bewusst und er steckt fest. Geben Sie ihm doch einfach mal Recht. Karikieren Sie übertrieben seine Selbstsabotage. Persiflieren Sie seine Opferhaltung, das, was er aus seiner Erfahrung anführt, um sich nicht ändern zu müssen.
Denn für ein verändertes Verhalten müssen die Emotionen getriggert werden, am besten auf humorvolle, überzogene Art und Weise. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf, vorausgesetzt Sie sind nicht arrogant, nicht boshaft, sarkastisch oder zynisch. Sie achten und schätzen den Mitarbeiter. Das machen Sie so lange, bis eine ausreichende Reaktion kommt. In dem Mitarbeiter kommen dann meist Gefühle hoch wie: „Der neue Azubi. Niemals! Der will mich doch jetzt auf den Arm nehmen, mein Gehirn baut ab.“
Produktive Provokation ist keine Technik, es setzt eine klar positive Haltung, etwas Mut und Kreativität voraus. Es geht nicht darum, den anderen lächerlich zu machen, sondern gemeinsam zu schmunzeln, vielleicht sogar zu lachen. Das kann man trainieren. Wenn Sie beim ersten Mal scheitern, dann lachen Sie halt zusammen darüber. „Wissen Sie, ich habe da einen Blogbeitrag gelesen, von einer total abgedrehten Frau. Die meint, Provokation hilft. Ist doch völlig irrsinnig. Oder?“
Frank Farrelly, der Erfinder der Provokativen Therapie, ist zufällig darauf gekommen. Er gab aus lauter Verzweiflung einem Patienten in einer geschlossenen Abteilung, der auf nichts positiv reagierte, Recht, dass er absolut nutzlos und unfähig sei. Der Patient, an dem sich bereits etliche Therapeuten die Zähne ausgebissen hatten, begann plötzlich heftig zu widersprechen und aufzuzählen, was er alles könne.
Mitarbeiter fördern bedeutet nicht nur einfühlen und verstehen. Manchmal müssen erst Blockaden gelöst werden. Gezielte Provokation kann auch in Unternehmen Menschen dazu bringen, auf Dauer selbstbestimmt zu handeln.