Zu unseren alltäglichen Herausforderungen kommen inzwischen viele weitere, die nicht nur auf unseren Schultern, sondern auch auf unserer Seele lasten: all die Nachrichten über Corona, Krieg, Preissteigerungen, Frieren im Winter und Umweltkatastrophen. Wie schnell sind wir gefangen in einem negativen Gedankenkarussell, aus dem wir schwer wieder herauskommen?
Die klassische Psychotherapie geht seit jeher davon aus, dass man über die belastenden Dinge reden, sie gründlich aufarbeiten, in die Kindheit zurückgehen, die dunklen Gedanken gegen positive eintauschen muss.
Prof. Adrian Wells, der Begründer der Metakognitiven Therapie, hat in seiner 20-jährigen Grundlagenforschung herausgefunden, dass die negativen Gedanken an sich nicht das Problem sind. Das ständige Wiederholen dieser Gedanken macht die meisten Patienten schwermütig, depressiv, krank.
Etwa 70.000 Informationen stürmen täglich auf jeden von uns ein. Es ist die Masse, die Dauerbeschallung, die Schleifen, die die Gedanken in unserem Gehirn drehen, die uns zu schaffen machen. Durch das Analysieren und Bearbeiten halten wir bedrückende Stimmungen und auch Depressionen in Gang.
Wir können die Kontrolle über unsere Spekulationen, über unser Dauer-Grübeln zurückzugewinnen. Denn um welche Gedanken wir uns kümmern, entscheiden wir!
Wells stellt dazu drei wesentliche Fragen:
- Sind wir uns bewusst, dass wir grübeln? – Es ist wichtig, sich selber zu beobachten!
- Glauben wir, dass wir das Grübeln beeinflussen können? – Ja, das kann man!
- Erkennen wir, dass Grübeln uns in eine abwärtsgerichtete Spirale führt, zu depressiven Stimmungen und Energieverlust?
Entscheidend für das Hier und Jetzt ist, den Start eines negativen Films aus der Vergangenheit im Kopf gleich zu Beginn, vor der Endlosschleife, stoppen zu können. Das gilt auch für Horrorphantasien der Zukunft, die unser wahnsinnig kreatives Gehirn uns gerne einspielt.
Die Metakognitive Therapie liefert dazu ein schnell wirkendes, praktisches Werkzeug. Sie erzielt bereits in Großbritannien und Skandinavien bei Depressionen große Erfolge. Gefunden habe ich sie in dem Buch: Pia Callesen „Lebe mehr, grüble weniger“.
Verankert hat sich bei mir das Bild, dass ein emotionsgeladener Triggergedanke mit weit geöffneten Türen, somit mit einer hohen Anziehungskraft, an meinem mentalen Gleis anhält. Aber ich muss nicht einsteigen! Denn, wenn ich auf den Zug aufspringe, kommen mehr solcher Gedanken hinzu, ich hänge immer mehr schwere Waggons an meine Lok. Meine Stimmung geht immer tiefer in den Keller.
Aber nur dann!