Gibt es eine Zielgruppe, die die modernen Hightech Autos, sensorisch bestens ausgestattet, bei denen wir als erstes den Kopf suchen, um es schnellstmöglich abschalten zu können, gar nicht wollen, die aber keine Alternative haben?
Ich persönlich möchte nicht, dass „mir ein System ins Lenkrad greift und es mein Auto nach rechts zieht“, wenn ich einen Radfahrer überhole, wenn ich nicht blinke, weil kein anderes Auto in der Nähe ist. Denn dann könnte es wirklich gefährlich für den Radfahrer werden. Ich brauche kein System, dass mich zwingt, immer genau mittig in der Spur zu bleiben. Und mich macht es kirre und nicht sicherer, wenn das Auto wie wild piept, sobald ich den Wagen starte, weil irgendwo jemand herläuft.
Fast alle Autofahrer in meinem Umfeld schalten beide Funktionen sofort aus. Es scheint doch einen Bedarf an noch relativ normalen Autos zu geben, natürlich mit Airbag, mit ABS, mit Scheibenwischern, die sich bei Regen einschalten und die richtige Wischstärke finden – und mit wirklich relevanten Sicherheitssystemen, die Menschenleben retten. Aber vieles lenkt mich inzwischen ab, wirklich achtsam im Verkehr sein zu können. Ich kann heute das Auto in einer Parklücke keine zehn Zentimeter mehr bewegen, wenn ich mich nicht wieder anschnalle. Ja Sicherheitsgurt, bevor ich losfahre, weiß ich, tu ich – immer, aber doch nicht in einer Parklücke.
Ich verstehe auch nicht den Nutzen, wenn das Display penetrant den minimal abweichenden Reifendruck aller vier Räder anzeigt, mit der blinkenden Aufforderung, das zu überprüfen. Die Zahlen variieren täglich, die Aufforderung bleibt, bis sich das Wetter wieder geändert hat. Ich will nicht jede Woche den Reifendruck nachsteuern, nur damit die Anzeige stimmt – die ich eben nicht ausschalten kann. Wer all das haben will, sich dann sicherer fühlt gerne, kann es doch zusätzlich bestellen.
Mein IT-Spezialist hat immer mehr rat- und hilflose Kunden, weil plötzlich nix mehr geht. Man hat auf einmal keinen Zugriff mehr, weil in der Grundversion Häkchen für solch eigenmächtiges Handeln des PC´s gesetzt sind, die dann aber zu Fehlern führen, weil der PC alleine nicht mehr zurückfindet.
Abhilfe: Frugale Innovationen brechen mit dem Paradigma „immer mehr, immer besser“. Sie bieten stattdessen qualitativ hochwertige, vereinfachte, anwendungsorientierte, Lösungen an. Dieser Ansatz ist doch überdenkenswert für jede Branche – Produkte wie Dienstleistungen! Aufmerksamkeit garantiert, Kunden garantiert. In einer Welt, die sich immer mehr an Kompliziertheit übertrifft – und in der „immer mehr“ nicht immer besser bedeutet.
Bislang kennt man Frugale Innovationen im Zusammenhang mit Entwicklungsländern. Denn da ist es notwendig, anders zu denken, weil die für uns selbstverständlichen Gegebenheiten wie Strom für einen Kühlschrank nicht vorhanden sind. Und das fehlende Geld „zwingt“ dazu, einen mobilen, aufblasbaren Brutkasten für Frühchen für € 300 zu entwickeln – im Vergleich zu einem € 38.000 teuren stationären Inkubator.
Empfehlung: Ein kleines Team in Ihrem Unternehmen könnte sich doch mal eine Frugale Innovation zum Ziel setzen. Und dafür gibt es auch bei uns einen lukrativen Markt. Wir Kunden danken es Ihnen – und kaufen.