… ist kein Thema für uns?“ Diese Frage haben wir schon 2008 in einem unserer Personal-Entwickler-Netzwerktreffen aufgeworfen – intuitiv vorausschauend. Denn Lee Jong-wook, der ehemalige Generaldirektor der WHO beschrieb schon einige Jahre zuvor den Stand der Pandemie-Diskussion so: „Es ist weniger eine Frage des Ob, eher eine Frage des Wann.“
12 Jahre später wurde das damals entworfene Szenario tatsächlich Realität. Hinterher ist man immer schlauer? … „Nee, das geht auch vorher!“
„Das ist ja fast unheimlich“ schrieb mir jetzt eine damalige Teilnehmerin. Hier ein Originalausschnitt aus der Einladung von 2008:
„Womit hat die Wirtschaft zu rechnen, wenn eine Vogelgrippe-Pandemie ausbricht? Wie gut vorbereitet sind Unternehmen und ihre Personalentwickler auf diesen GAU? – Stellen Sie sich vor, 30% bis 50% Ihrer Mitarbeiter erscheinen nicht zur Arbeit. Kollegen, die im Ausland sind, können nicht zurückkehren, weil die Grenzen kurzfristig geschlossen wurden. Zulieferer melden, dass just- in-time Lieferungen unmöglich sind. Menschen trauen sich wegen der Ansteckungsgefahr nicht mehr aus dem Haus. Erste Verteilungskämpfe um knappe Medikamente flimmern über die TV-Bildschirme: Und nun stellen Sie sich vor, das alles passiert in den nächsten drei Wochen. Wie gut ist Ihr Betrieb auf diesen Fall vorbereitet?“
Ein HR-Manager meinte, nur in den wenigsten Fällen. Ein Unternehmer ergänzte: „Was nützt das Vorbereiten – dann bricht doch sowieso alles zusammen?“ Das ist verständlich, aber falsch. Die Erfahrungen kanadischer Unternehmen mit SARS zeigten damals schon deutlich: Gut vorbereitete Krisenteams hatten deutlich mehr Freiraum für Wesentliches und konnten schneller handeln als überraschte Betriebe.
An dem Tag in 2008 haben wir gemeinsam einen 12-Punkte-Pandemieplan ausgearbeitet, eigentlich ganz simpel:
- Gehe vom Worst-Case-Szenario aus.
- Finde heraus, wer und was unbedingt gebraucht wird.
- Plane die Kommunikation im Krisenfall.
- Gib Informationen sofort an Betroffene – sonst wachsen Ängste und es entstehen Gerüchte.
- Bleib bei den Fakten.
- Fallen Management und Stellvertreter aus, wer übernimmt dann die Führung?
- Sorge für deine Mitarbeiter und schütze sie.
- Schaff den Rahmen für Heimarbeitsplätze.
- Finde heraus, wer mit Mitarbeitern umgehen kann, die Angehörige verloren haben.
- Führe Simulationen durch, um Pläne und Annahmen zu testen.
- Werde zum Experten!
Damals gingen wir mit dem Gefühl nach Hause, selbst im Falle einer Pandemie gerüstet zu sein.
Sorry, aber eine politische Anmerkung kann ich mir diesmal nicht verkneifen: „Liebe Politiker, das mit der Pandemie habt ihr doch zu eurem Job erklärt. Und wo war euer einfacher 12-Stufen-Plan?“
Lernerfahrung für Unternehmen: Man sollte schon früh die richtigen unangenehmen bis bedrohlichen Fragen stellen und die Antworten sicherheitshalber parat haben. Solche Fragen könnten lauten: „Brechen unsere Gesundheitssysteme demnächst total zusammen?“ – „Legt die Cyberkriminalität bald die Wirtschaft lahm?“ – „Bringen Lieferengpässe in Kürze gesamte Wirtschaftsbereiche zum Erliegen?“
„Ach, wird schon nicht …“