23. November 2021
Allgemein Gewagtes

Pandemie …

… ist kein Thema für uns?“ Diese Frage haben wir schon 2008 in einem unserer Personal-Entwickler-Netzwerktreffen aufgeworfen – intuitiv vorausschauend. Denn Lee Jong-wook, der ehemalige Generaldirektor der WHO beschrieb schon einige Jahre zuvor den Stand der Pandemie-Diskussion so: „Es ist weniger eine Frage des Ob, eher eine Frage des Wann.“

12 Jahre später wurde das damals entworfene Szenario tatsächlich Realität. Hinterher ist man immer schlauer? … „Nee, das geht auch vorher!“

„Das ist ja fast unheimlich“ schrieb mir jetzt eine damalige Teilnehmerin. Hier ein Originalausschnitt aus der Einladung von 2008:

„Womit hat die Wirtschaft zu rechnen, wenn eine Vogelgrippe-Pandemie ausbricht? Wie gut vorbereitet sind Unternehmen und ihre Personalentwickler auf diesen GAU?  – Stellen Sie sich vor, 30% bis 50% Ihrer Mitarbeiter erscheinen nicht zur Arbeit. Kollegen, die im Ausland sind, können nicht zurückkehren, weil die Grenzen kurzfristig geschlossen wurden. Zulieferer melden, dass just- in-time Lieferungen unmöglich sind. Menschen trauen sich wegen der Ansteckungsgefahr nicht mehr aus dem Haus. Erste Verteilungskämpfe um knappe Medikamente flimmern über die TV-Bildschirme: Und nun stellen Sie sich vor, das alles passiert in den nächsten drei Wochen. Wie gut ist Ihr Betrieb auf diesen Fall vorbereitet?“

Ein HR-Manager meinte, nur in den wenigsten Fällen. Ein Unternehmer ergänzte: „Was nützt das Vorbereiten – dann bricht doch sowieso alles zusammen?“ Das ist verständlich, aber falsch. Die Erfahrungen kanadischer Unternehmen mit SARS zeigten damals schon deutlich: Gut vorbereitete Krisenteams hatten deutlich mehr Freiraum für Wesentliches und konnten schneller handeln als überraschte Betriebe.

An dem Tag in 2008 haben wir gemeinsam einen 12-Punkte-Pandemieplan ausgearbeitet, eigentlich ganz simpel:

  • Gehe vom Worst-Case-Szenario aus.
  • Finde heraus, wer und was unbedingt gebraucht wird.
  • Plane die Kommunikation im Krisenfall.
  • Gib Informationen sofort an Betroffene – sonst wachsen Ängste und es entstehen Gerüchte.
  • Bleib bei den Fakten.
  • Fallen Management und Stellvertreter aus, wer übernimmt dann die Führung?
  • Sorge für deine Mitarbeiter und schütze sie.
  • Schaff den Rahmen für Heimarbeitsplätze.
  • Finde heraus, wer mit Mitarbeitern umgehen kann, die Angehörige verloren haben.
  • Führe Simulationen durch, um Pläne und Annahmen zu testen.
  • Werde zum Experten!

Damals gingen wir mit dem Gefühl nach Hause, selbst im Falle einer Pandemie gerüstet zu sein.

Sorry, aber eine politische Anmerkung kann ich mir diesmal nicht verkneifen: „Liebe Politiker, das mit der Pandemie habt ihr doch zu eurem Job erklärt. Und wo war euer einfacher 12-Stufen-Plan?“

Lernerfahrung für Unternehmen: Man sollte schon früh die richtigen unangenehmen bis bedrohlichen Fragen stellen und die Antworten sicherheitshalber parat haben. Solche Fragen könnten lauten: „Brechen unsere Gesundheitssysteme demnächst total zusammen?“ – „Legt die Cyberkriminalität bald die Wirtschaft lahm?“ – „Bringen Lieferengpässe in Kürze gesamte Wirtschaftsbereiche zum Erliegen?“

„Ach, wird schon nicht …“