Zoom ist praktisch, effizient, eröffnet viele neue Möglichkeiten. Aber es fehlt uns der natürliche Blick auf die anderen. Wenn wir virtuell kommunizieren, gehen uns die wichtigen, kleinen, menschlichen Signale verloren. Wir senden viel weniger und können weniger empfangen, wenn sie dann doch gesendet werden. Die Synchronisation unserer Körpersprache, der Mimik und Gestik findet nicht statt.
Die kanadische Psychologin Susan Pinker untersucht seit vielen Jahren die Bedeutung von Face-to-Face-Kontakten. Wenn wir persönlich miteinander sprechen, uns gegenüberstehen, produziert unser Körper Neurotransmitter und Hormone, die ein Gefühl des Wohlbefindens und Vertrauens erzeugen – die Stress reduzieren und unsere Immunität erhöhen. Die Neurotransmitter werden blitzschnell über die Nervenzellen transportiert, die Hormone wählen den Weg der Blutbahnen, sehr viel langsamer, dafür kommen sie überall hin.
Eine ermutigende SMS hat laut einer Studie null positiven Einfluss auf die Stresswerte im Speichel. Ein persönliches Treffen und auch ein Telefonat aber sehr wohl. Eine weitere Studie hat ergeben, dass bei Menschen mit wenigen echten Kontakten sich das Sterberisiko um 30% erhöht.
Wir brauchen den Händedruck, ein Schulterklopfen, ein Abklatschen „Give me five“. Unser Körper schüttet bei angenehmem Hautkontakt das Hormon Oxytocin aus. Das ist unser Glücks- und Bindungshormon, das den Blutdruck verringert, den Cortisolspiegel und somit den Stress senkt und sogar schmerzstillend wirkt. Das macht uns nicht nur gesünder, sondern auch leistungsfähiger.
Durch gemeinsam verbrachte soziale Zeit entwickeln Gruppen ein Zusammengehörigkeitsgefühl. In einer Live-Gruppe fühlen wir Störungen, nehmen die feinsinnig wahr und wissen, was jetzt richtig zu tun ist. Weitaus mehr und bessere neue Ideen entstehen bei Wohlbefinden und im persönlichen Kontakt. Das Ziel ist emotional zu berühren. Und genau da kommt jegliche Online-Veranstaltung an seine Grenzen.
Und nicht zu unterschätzen: Kacheln bedeuten immer auch Kontrolle, man ist nie unbeobachtet.Ist man in einem Live-Workshop möglicherweise auch nicht. Aber man glaubt es zwischendurch zu sein. Und das hat eine ganz andere Qualität.