23. September 2021
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Nehmer, Geber oder Tauscher

Haben Sie mal darüber nachgedacht, ob Ihre Führungskräfte, beziehungsweise Ihre Mitarbeiter Geber, Nehmer oder Tauscher sind? Und welcher der drei Typen sozialer Interaktion sind Sie denn, Sie selber? Wahrscheinlich ist die Reflexion dieses Themas aber auch nur für Geber interessant. Der Nehmer nimmt einfach, egal wie oft, wieviel und von wem. Die Tauscher sind die mit dem Prinzip „eine Hand wäscht die andere.“ Die typische Frage eines Tauschers lautet: „Was krieg ich dafür?“

Als ich das Buch von Adam Grant „Geben und Nehmen“ las, schossen mir sofort Erfahrungen durch den Kopf. „Ja, der ist ein Geber, der ein Nehmer und der ganz klar ein Tauscher, von dem kriegst du nix ohne Gegenleistung.“

Die spannende Frage ist aber: Wen wollen Sie in Ihrem Unternehmen haben? Die Geber etwa? Das sind doch die Erfolglosen, die Dummen, die immer ausgenutzt werden, die am Ende ohne etwas dastehen. Geber sind edel und gut, aber arm wie eine Kirchenmaus.

Mal anders gefragt: Wie häufig gibt man denn einem Nehmer, wenn man merkt, dass er nur nimmt? Das sind nämlich die, die sich permanent ein neues Umfeld suchen müssen. Und wenn es drauf ankommt, ist keiner für sie da. Und die Tauscher mit ihrer Forderung nach Gegenleistung will man auch nicht dauernd um sich haben.

Das Buch zeigt auf, dass Geben einerseits sehr machtvoll, andererseits auch sehr gefährlich sein kann. Denn Geber müssen sich davor schützen, nicht zum leichten Opfer oder Fußabtreter zu werden. Sie brennen aus, wenn sie Zeit und Energie für einen guten Zweck aufwenden, dabei aber nichts herauskommt und sie nicht effektiv helfen können, sie keine Wirkungsmacht erleben.

Adam Grant hat intensiv geforscht und ist zu folgender Unterscheidung gekommen: Es gibt die selbstlosen, selbstaufopfernden Geber und die fremdbezogenen, erfolgreichen Geber. Die fremdbezogenen Geber fördern andere, sich selber setzen sie aber auch ehrgeizige Ziele, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Und sie scheuen sich nicht, selbst Hilfe zu suchen, wenn sie sie brauchen. So gelingt es ihnen nicht selten, die obersten Sprossen der Erfolgsleiter zu erklimmen. Sie kommen an die Spitze, weil sie Wege finden, den Kuchen zu vergrößern, von dem andere und sie selbst profitieren.

Übrigens: Geben kann durchaus ansteckend sein. Konstante Geber können eine Kultur des Gebens etablieren.